
Julia Seemann
Im Januar 2017 wurde Julia Seemann für die Mercedes Benz Berlin Fashion Week Show eingeladen, um ihre Fall/Winter 2017 Kollektion Incubus Succubus im Kronprinzenpalais zu präsentieren. Die Kollektion ist eine Widmung an die 80er Jahre Dark Wave Band Xmal Deutschland aus Hamburg. Hierfür hat sich Julia Seemann mit dem englischen Grafikdesigner Vaughan Oliver zusammengeschlossen, der die meisten Plattenhüllen der Band entworfen hat. Die Models marschierten zu düsteren Beats vom Techno Duo Schwefelgelb vom über den Laufsteg und das Publikum wurde für kurze Zeit in die Welt des Berliner Underground-Technos versetzt. Auf der Design-Ebene zieht sich der oversized Look durch den grössten Teil der Outfits, wird jedoch bewusst durch Strassstein-Schmuck und enganliegende Stretch-Jersey-Kleider mit figurativen Elementen aus der Mythologie gebrochen. Dieser gewollte Stilbruch verleiht der Kollektion eine gewisse Ironie, welche die Arbeit von Julia Seemann kennzeichnet.
Julia Seemann lebt und arbeitet in Zürich. Im Februar 2014 schloss sie ihr Studium am Institut Mode Design an der Fachhochschule in Basel ab und arbeitete für die Labels Vivienne Westwood und Meadham Kirchhoff in London. Anfang des Jahres 2015 wurde Julia Seemann als Gewinnerin der New Yorker Plattform Vfiles ausgewählt und präsentierte ihre Diplomkollektion (link; https://www.vfiles.com/vfiles/29172 text: Another Composition) an der New York Fashionweek Fall/Winter 2015 einem internationalen Publikum. Bereits einen Tag nach der Show wurde der Popstar Rihanna in einem ihrer Runway-Looks abgelichtet. Seither ist die Arbeit von Julia Seemann in namhaften Magazinen wie der Vogue, i-D, Bullett, Numéro oder Dazed and Confused erschienen, und ihre Kreationen wurden von Stars wie Kim Kardashian, Bella Hadid, Palina Rojinski oder dem Rapper Yung Hurn getragen. Im September 2017 wurde Julia Seemann von Vogue Talents für eine Kollaboration mit Swarovski nach Mailand in den Palazzo Morando eingeladen. Im Dezember 2017 präsentierte die Designerin in Zürich eine exklusive Kollaboration mit dem amerikanischen Label Eastpak.

Kannst du deinen Zugang oder Methodologie beschreiben?
Am Anfang eines jeden Projekts steht die Recherche, d.h. ich sammle Bilder und andere Dinge, die mich interessieren und bewegen und erstelle ein Moodboard, um die Stimmung der neuen Kollektion zu fassen und zu beschreiben. Die ersten Entwürfe erstelle ich zeichnerisch, danach geht es relativ schnell via Schnitt zum 3D Entwurf. Verschiedene Komponenten kommen durch den Prozess immer mehr zusammen wie beispielsweise die Materialien, Farben, Prints, Stickereien etc.
In meinen Entwürfen kombiniere ich beispielsweise Referenzen aus verschiedenen Subkulturen mit Work-Wear Elementen, geometrische Komponenten oder verschnörkelten Prints und Kitsch. Diese Kombinationen mögen auf den ersten Blick für einige Leute zusammengewürfelt wirken. Genau diese Kontraste und die Spannung, die daraus entstehen sowie der Mix aus verschiedenen Stilelementen, interessieren mich.

Haben jüngste technologische Entwicklungen deine Arbeitsweise verändert? Wenn ja, wie
würdest du diese Veränderung beschreiben?
Meine kreative Arbeit wurde von den technologischen Entwicklungen bis jetzt noch nicht gross beeinflusst. Auf der kommunikativen Ebene haben Entwicklungen wie das Aufkommen von Social Media die Arbeit jedoch stark beeinflusst. Die ganzen traditionellen Abläufe im Modebusiness müssen zur Zeit hinterfragt werden. Als junges Label ist man dabei relativ flexibel und kann sich den neuen Gegebenheiten anpassen und innovative Strategien erarbeiten.

Wie sieht deine Arbeitsumgebung aus? Wie wirkt diese Umgebung auf deine Arbeit und Produkte?
Mein Studio befindet sich in Altstetten, in der Agglomeration von Zürich. Unsere Arbeit und unser Stil ist stark geprägt von der urbanen Umgebung.

Was inspiriert dich? Kannst du ein Ereignis beschreiben das dich kürzlich inspiriert hat?
Persönliche Interessen und Erfahrungen, soziale und politische Entwicklungen sowie subkulturelle Einflüsse aus der Kunst oder Musik spielen eine wichtige Rolle in meiner Arbeit. Kürzlich inspiriert hat mich beispielsweise ein Road Trip durch Kalifornien. Sei es das Konsumverhalten der Amerikaner, Dokumentationen im amerikanischen Fernsehen oder spirituelle Bewegungen usw. Amerika im Kontrast zur Schweiz ist eine sehr spannende Inspirationsquelle.

Gibt es Designer die für dich heute wichtig sind? Warum?
Designer wie Raf Simons oder Vivienne Westwood finde ich spannend. Sie bleiben ihrem Stil treu und sind nach wie vor modern.

Mit welchem Unternehmen möchtest du ihr arbeiten?
Ich finde es spannend mit Unternehmen oder Personen aus verschiedenen Bereichen wie der Musik, Kunst, Streetwear, Sportswear, Outdoor usw. zusammenzuarbeiten. Es macht meiner Meinung nach Sinn, sich mit Personen, welche ein Know-how in anderen Gebieten haben, zusammenzuschliessen. Ihr Wissen ist für die eigene Arbeit sehr inspirierend und durch solche Kollaborationen können sehr spannende und innovative Projekte entstehen. Wir haben bis jetzt mit Eastpak, Swarovski, dem Grafikdesigner Vaughan Oliver, dem Künstler Ramon Hungerbühler und dem Record Label Mital-U zusammengearbeitet. Weitere Projekte sind in Planung.
