Miloš Ristin
Miloš Ristin Miloš Ristin hat zuletzt an drei neuen Produkten gearbeitet: Während er mit seiner LED Lampe Lattice an einer an die Natur angelehnte Hitzeverteilungsstruktur forscht, hat er für den Wiener Uhrmacher Carl Suchy & Söhne über mehrere Jahren die neue Armbanduhr Waltz N°1 entwickelt. Dazu hat er als Projektleiter bei STEURI Industrial Design durch minimale Eingriffe in das Chassis den Charakter vom Plattenspieler TTT Slim II von Thales Tonarm optimiert und optisch verschärft.
Der Designer hat seine Ausbildung an der ZHDK im Bereich Industriedesign absolviert sowie einen Master of Advanced Studies in der Spezialisierung „Luxusindustrie und Kunsthandwerk“ an der ECAL. Dazu erlangte er professionelle Erfahrung beim spanischen Designer Martín Azùa und arbeitet heute bei Steuri.
Sein grösstes Bestreben besteht darin, die technischen Ansprüche in kohärente Objekte zu übersetzen. Ristin fasziniert wie „kalte“ Materialien wie Aluminium und Stahl durch sorgfältige Verarbeitung und vertiefte Gestaltung eine erfahrbare, menschliche Wärme erhalten und zu Vermittlern von Emotionen werden; von Zeit, Licht und Ton.
Kannst du deinen Zugang oder Methodologie beschreiben?
Meine Produkte sind jeweils stark in ihrem Kontext verankert. Bei der Zusammenarbeit mit Auftraggebern steht am Anfang immer der Aufbau einer engen Beziehung. Dabei versuche ich die Anforderungen und Werte der Firma zu verstehen, höre aber auch genau zu, wenn es um Träume und Visionen geht. Ein starkes Produkt muss einen eigenen Charakter entwickeln und dies wird dann möglich, wenn das Zusammenspiel zwischen analytischem und intuitivem Vorgehen im Einklang ist. Es ist also ein ständiger Dialog zwischen Kopf- und Bauchgefühl. Bei eigens initiierten Projekten höre ich vor allem auf den Bauch und versuche diesem subjektiven Gefühl möglichst viel Vertrauen entgegenzubringen.
Wie sieht deine Arbeitsumgebung aus? Wie wirkt diese Umgebung auf deine Arbeit und Produkte?
Mein Entwurfsprozess ist extrem stark von digitalen Werkzeugen geprägt. Ein grosser Teil der Kreation findet im Kopf statt und wird über Handskizzen überprüft. Sehr schnell wird dann ein rohes Konzept in 3D Zeichnungen aufgebaut um die Gesamtheit des Produktes zu begreifen. Behaltet man die technischen Voraussetzungen und Herstellungsverfahren im Hinterkopf, kann man erstaunlich gut ohne physikalische Modelle auskommen. Sobald aber Ergonomie ins Spiel kommt, führt kein Weg an Modellen vorbei. Die physikalische Arbeitsumgebung verlagert sich also weitgehend von der Werkstatt in den virtuellen Raum.
Haben jüngste technologische Entwicklungen deine Arbeitsweise verändert? Wenn ja, wie würdest du diese Veränderung beschreiben?
Die digitalen Werkzeuge wurden in den letzten Jahren benutzerfreundlicher, wobei der Weg von der ersten Inspiration bis zur fotorealistischen Visualisierung immer kürzer wird. Die Anforderungen an die Konzeptdarstellung steigen und der Raum für Interpretation schwindet. Dies kann gerade in Gesprächen mit Auftraggebern schwierig werden — denn die Interpretationsfreiheit einer Handskizze ist nicht mehr vorhanden und man läuft Gefahr sich in Details zu verlieren.
Nichtsdestotrotz sind die Entwicklungen unheimlich inspirierend. Das «Rapid Prototyping» ist im Entwicklungsprozess unumgänglich geworden und bahnt sich langsam ihren Weg als kommerzielle Herstellungsmethode. So werden Produkte, wie die von mir entwickelte Lampe Lattice mit 3D gedrucktem Kühlkörper erst möglich.
Mit materialgetreuen, fotorealistischen Visualisierungen wird eine sehr hohe Kontrolle über die Entwürfe möglich. Dies kann so weit gehen, dass die Prototypenphase sogar vollständig wegfällt, wie das bei der Uhr Waltz N°1 der Fall war. Umso wichtiger wird es in diesem Prozess, die Ergonomie über einfache Volumenmodelle und die Materialität über Renderings zu überprüfen. Verlässliche und erfahrene Hersteller sind in einem solchen Prozess unerlässlich.
Mit welchem Unternehmen möchtest du arbeiten?
Spannend für mich sind Unternehmen, welche ein hohes Qualitätsbewusstsein haben und auch bereit sind eine Extrarunde einzulegen, wenn das Produkt nicht richtig ausgereift ist. Oft trifft man diese Kultur bei Firmen, welche einen direkten Bezug zu der Herstellung und dem Handwerk haben. Dies können Firmen aus dem Foto- oder Hi-Fi Bereich sein, oder natürlich aus der Uhrenbranche.